Wie entsteht Angst vor der Angst? Wie komme ich da raus?
- Pia

- 3. Sept. 2023
- 3 Min. Lesezeit
Die „Angst vor der Angst“ ist zunächst ein psychologisches Phänomen, indem Menschen Angst davor haben, dass ihre Panik oder Angst wieder ausbricht. Ist die Angst einmal behandelt, kann es trotzdem noch zu diesem Phänomen kommen.

Hin und wieder kommt es nach einer Angstbehandlung in der therapeutischen Praxis vor, dass Klient*innen danach fragen, wie sie den Zustand ihrer neu gewonnenen Sicherheit halten können und was sie tun sollen, wenn die Angst zurückkommt.
Die Frage nach der Nachhaltigkeit ihrer Veränderung taucht zumeist dann bei Klient*innen auf, wenn sie für sich eine erleb- und spürbare positive Veränderung bemerken. Diese Veränderung fühlt sich wohltuend an und damit entsteht der Wunsch, dass sie doch bleiben möge.
Gleichzeitig meldet sich der Verstand und dieser hinterfragt stets kritisch.
Vielleicht bilden sich im Kopf Sätze wie „Kann das denn jetzt so leicht funktioniert haben?“, „Was ist, wenn meine Veränderung nur kurz anhält und vielleicht schon sehr bald alles wieder wie früher ist?“.
Hier gilt es zu bedenken, dass der Kopf das Organ ist, welches unsere Gedanken produziert. Diese Gedanken beschäftigen sich zu einem sehr großen Teil damit, was Negatives in der Zukunft passieren könnte. Der Kopf tut dies nicht, um uns zu ärgern, sondern um uns vor weiteren negativen Erfahrungen zu schützen.
Seine Warnung in Dauerschleife geschieht aufgrund negativer Erlebnisse aus der eigenen Vergangenheit. Dabei lässt unsere Ratio (also der Kopf) völlig außer Acht, dass einmal gemachte Erfahrungen nicht unbedingt wieder passieren müssen und er setzt einen Großteil seiner Gedanken-Kapazität dafür ein, um potenzielle negative Erlebnisse in der Zukunft zu kreieren. Nicht zuletzt passiert dies mit der Unterstützung des Unterbewusstseins, welches wie ein guter interner Speicher automatisch wiedergibt, was es einmal erfolgreich gelernt hat. Sollte es also eine Prägung in uns geben, die sagt „Ich bin nicht sicher“, dann werden wir stets Beispiele in unserem Alltag finden, die diesen negativen Glaubenssatz bestätigen. Da Unsicherheit sich nicht gut anfühlt und auch Stress für unseren Organismus bedeutet, beginnt der Kopf sich damit zu beschäftigen schon vorher zu bedenken, was alles schief gehen könnte und uns davor zu warnen. Puh! Das ist anstrengend!
Haben wir Menschen durch Hypnose oder auch über andere Wege einen Ausweg aus den eigenen negativen Glaubenssätzen und unserer Angst gefunden, möchten wir die neue Freiheit, Sicherheit und das Wohlbefinden wie erwähnt auch gerne behalten. Jetzt gilt es zu verstehen, dass bei der Frage „Was ist, wenn die Angst wiederkommt?“, sich bereits der Kopf wieder in seiner Lieblingsrolle befindet. Er beschäftigt sich abermals mit dem, was Negatives in Zukunft passieren könnte, da in der Frage die Angst mitschwingt, dass der gewünschte Zustand vorüber gehen könnte.
Lassen wir uns von dieser Angst leiten, gehen wir in die Kontrolle oder beginnen den Prozess der Veränderung insgesamt anzuzweifeln. All das ist nicht das, was uns guttut. Sich hier rechtzeitig zu fragen: „Bringen diese Gedanken mich an mein Ziel und sorgen sie dafür, dass ich mich sicher fühle?“ wäre ein erster Schritt. Das ist Achtsamkeit und die bewusste Wahl, welche Gedanken Aufmerksamkeit bekommen.
Wichtig ist zudem den Stolz in den Vordergrund zu rücken, denn wir haben schon eine riesige Leistung erbracht, indem wir einen Zustand erschaffen haben, den wir halten möchten. Das darf zu Recht stolz machen!
Weiterhin kann man in einer Folgesitzung die Angst vor der Angst bearbeiten. Das ist kein Rückschritt, sondern ein Fortschritt. Manchmal verläuft Entwicklung in Schichten. Wie bei einer Zwiebel wurde die offensichtliche, ja äußere Schicht der Angst bearbeitet und eine innere Schicht ist zum Vorschein gekommen. Durch eine Folgebehandlung ist zumeist die Angst vor der Angst dann auch schnell Geschichte.
Eine letzte wichtige Anmerkung darf nicht fehlen. Es geht in einer Angstbehandlung nie darum die Angst „weg“ zu bekommen. Vielmehr beschäftigen wir uns damit, die Angst als ein positives Gefühl zu verstehen, welches den Hinweis mit sich bringt, auf uns selbst aufzupassen. Die Angst darf da sein und darauf verweisen, dass es gut ist das ein oder andere zu beachten. Dies kann aber nur funktionieren, wenn die Angst sich nicht über viele Erfahrungen und Erlebnisse aufgestaut und potenziert hat. Dann würde sie uns überrollen und wäre den meisten Situationen nicht angemessen. Das bedeutet konkret: Wir bearbeiten in einer Angstbehandlung die Erfahrungen, auf welche die überbordende Angst immer wieder hinweisen möchte. Dann kann selbstverständlich trotzdem das Gefühl von Angst im weiteren Verlauf unseres Lebens auftauchen.
Der „Game-Changer“ ist jedoch:
Wir können immer sicher und gelassen mit unseren Gefühlen umgehen, wenn sie den aktuellen Situationen angemessen sind und wir unsere „Altlasten“ bearbeitet haben.




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