Q&A Hypnose – 10 häufige Fragen
- Pia

- 29. Jan. 2023
- 5 Min. Lesezeit
1. Was ist medizinische Hypnose eigentlich?
Medizinische Hypnose ist eine therapeutische Methode, in welcher in Trance gearbeitet wird. Sie nutzt die Vorstellungskraft eines Menschen sowie die daraus entstehenden Gefühle.

Das Ziel ist es neue Verhaltens- und Denkmuster zu ermöglichen die zur Lösung beitragen. Jeder Mensch hat in seinem Leben schon einmal die
Erfahrung gemacht, wie es ist, wenn er sich in eine negative Zukunft denkt. Das geht dann zum Beispiel so: „Was ist, wenn ich die Mathearbeit verhaue, …wenn alle anderen über mich lachen, …wenn ich die Versetzung nicht schaffe, etc…“ Wir können uns mit diesen Gedanken in eine regelrechte Angstspirale denken. Im Grunde haben wir uns hier schon selbst hypnotisiert. Nur eben zu unseren Ungunsten. Diese emotionale Spirale geht aber nicht nur in die negative Richtung, sie funktioniert genauso in die stärkende, gesunde und positive Richtung. Diesen Weg gehen wir in der Hypnosebehandlung unter Zuhilfenahme verschiedenster therapeutischer Techniken.
2. Was ist Trance?
Trance ist eine natürliche Hirnwellenfrequenz im Thetahirnwellenbereich, die wir mehrfach am Tag nutzen. Das Gehirn geht in Alltagssituationen hin und wieder in den Thetamodus. Gute Beispiele sind Momente kurz vor dem richtigen, vollständigen Erwachen oder der Zustand, den unser Gehirn einnimmt bei langen Autofahrten. Das kann von uns selbst wahrgenommen werden wie (Tag-) träumen, da wir teilweise nicht bewusst wahrnehmen, wie wir die zurückliegende Strecke gefahren sind oder uns fragen, ob die Ampel soeben grün oder rot war. Wir befinden uns dann in einem Hirnzustand, in dem der Kopf spazieren geht und der Körper eine gewohnte Tätigkeit ausführt, die wir für den Augenblick nicht bewusst kontrollieren. Auch beim Tanzen, bei der Massage sowie bei allen Tätigkeiten, in denen wir im Flow sind, nutzt unser Gehirn die Thetawellenfrequenz.
3. Was bewirkt der Trancezustand in der Hypnose - wie fühlt sich Trance an?
Der reguläre Arbeitsmodus des Gehirns ist der Betamodus. Hier checkt das Gehirn alle eintreffenden Reize ab, bewertet sie und wir bilden daraus unsere Reaktionen. Die Bewertung findet jedoch immer aufgrund alter Erfahrungen und Prägungen statt. Sie führen in alte Muster. Im Thetamodus, den wir in der Hypnose nutzen, geht es nicht um Bewertungen, sondern die Vorstellung die Visionen und Emotionen stehen im Vordergrund. Alternative Lösungen, andere dienliche Sichtweisen und Möglichkeiten werden zugelassen. Diese können über hypnosetherapeutische Techniken, direkt mit einer Emotion verbunden und zu einem neuen Muster werden.
4. Schlafe ich in der Hypnose oder bin ich vielleicht willenlos?
Hypnose ist entgegen der ursprünglichen Übersetzung aus der griechischen Sprache kein Schlaf. Der Klient und der Hypnosetherapeut arbeiten die ganze Zeit zusammen, als Team. Es gibt auch Methoden, bei denen gesprochen wird, da der Therapeut nicht sehen kann, was der Klient sich vorstellt und so die teils notwendige Rückmeldung bekommt. In der Hypnosebehandlung hat der Klient jederzeit die Kontrolle. Hypnose ist Führen und Folgen. Es gibt zwei Gründe, weshalb eine Hypnosebehandlung nicht funktionieren könnte. Der eine ist, wenn der Klient zum Beispiel aufgrund von kognitiven Einschränkungen nicht folgen kann und der andere ist, er will schlichtweg nicht. Eine wichtige Voraussetzung ist also der eigene Wunsch zur Veränderung und die Bereitschaft, sich auf diesen Weg einzulassen.
5. Ab welchem Alter empfiehlt sich eine Hypnosebehandlung?
Schon Kindergartenkinder profitieren von den verschiedenen Techniken aus der Hypnosetherapie. Kinder haben eine ausgeprägte Vorstellungskraft und Fantasie. Sie sind schnell in der angebotenen Rolle und können sich gut einlassen. Hypnose kann in der Arbeit mit jüngeren Kindern sehr dynamisch und aktiv sein. Es gibt viele verschiedene Tools und Techniken, die genutzt werden können, um Kinder in nahezu jeder Altersphase zu erreichen und zu unterstützen.
6. Wie viele Sitzungen sind im Durchschnitt nötig?
Verschiedene Faktoren beeinflussen die Dauer einer Therapie. Dazu gehört es zu berücksichtigen, wie lange das Problem schon besteht, wie groß der Leidensdruck und somit die persönliche Motivation zur Veränderung sind. Jeder Fall wird sehr individuell betrachtet. Wichtig ist hierbei, dass zu 100% seriös gearbeitet wird. So wenige Sitzungen wie möglich so viele wie nötig ist die Richtschnur. Es gibt Anliegen, die lassen sich mit einer einzigen Sitzung lösen u.a. die Rauchentwöhnung. Dennoch ist Hypnose keine Dauertherapie und um einen Anhaltspunkt zu geben, gehen wir allgemein von drei bis sechs Sitzungen aus.
7. Was ist das Ziel von Hypnosetherapie?
Im Grunde geht es in der Hypnosetherapie darum, Muster zu bearbeiten, die für eine schwierige Situation in der Vergangenheit eines Menschen die Lösung dargestellt haben und dann immer wieder benutzt und somit generalisiert wurden. Diese Muster dienen einige Zeit der Überbrückung von Situationen, in denen ein Mensch vielleicht Angst hatte, einsam war oder sich extremem Druck ausgesetzt gefühlt hat. Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes seine Überlebensmuster. Heute, einige Zeit später, stellen die Muster das Problem dar. Ein Beispiel vereinfacht das Verständnis. Wenn ein Kind mit 3 Jahren durch starke Wutausbrüche seinen Willen bekommen hat und seitdem diese Wut nutzt, um seine Ziele zu erreichen, dann wird es im Laufe des Lebens Probleme bekommen. Es geht also im Wesentlichen darum Verhalten und Absicht zu trennen und für das problematische alte Verhalten eine Alternative zu finden. Die Absicht seine Ziele zu verfolgen ist zunächst gut, sie mit wütendem Verhalten durchzusetzen passt weniger gut und führt oft zu Schwierigkeiten.
8. Wie ist es zu erklären, dass die Hypnose bei so unterschiedlichen Symptomen oder Problemen eingesetzt werden kann?
Die Hypnose arbeitet mit der Vorstellungskraft und der Kraft der Gedanken. Dabei nutzt sie rein neurophysiologische Prozesse die täglich in unserem Gehirn ablaufen. Wir können uns mit unserer Vorstellungskraft sowohl positiv als auch negativ beeinflussen und dies zu allen Themen. Der Schlüssel zum Verständnis liegt darin, dass jeder Gedanke ein Gefühl in unserem Körper macht. Unsere Gefühle steuern maßgeblich unser Verhalten. Das Gehirn unterscheidet bei der platzierten Veränderung nicht zwischen Vorstellung und Realität. Wenn wir eine starke Angst haben, z.B. vor einer Niederlage bei einer Prüfung am nächsten Tag, ist die Katastrophe auch noch nicht eingetreten und dennoch schlagen sowohl Körper als auch Geist Alarm. Die Gefühle, welche wir in diesem Moment empfinden, sind sehr real. Unser Gehirn prägt (oder wiederholt) eine Erfahrungsspur, die vermittelt, Prüfungen sind gefährlich. Dies geschieht in so vielen Fällen auf die gleiche Art und Weise. Wir hypnotisieren uns somit täglich selbst, nur leider häufig zu unseren Ungunsten. In der Therapie prägen wir eine günstige Erfahrungsspur, die dienlich ist für das, was der Klient wirklich will. Auch hier reagiert der Organismus mit allen Neurotransmittern, Botenstoffen, Hormonen etc. und auch dieses Gefühl ist real. So nutzt der Klient das frisch angelegte Muster der Veränderung in seinem Alltag für sich und sein Ziel.
9. Was kann man sich von einer Hypnose-Sitzung, oder mehreren, erhoffen – und was nicht?
Man kann sich erhoffen, die eigenen gewünschten Veränderungen auf der emotionalen Ebene und auf der daraus resultierenden Verhaltensebene zu erreichen. Man kann sich nicht erhoffen, dass der Therapeut die Schwierigkeiten für den Klienten löst. Den Leidensdruck und auch die daraus entstandene Veränderungsbereitschaft bringt der Klient mit. Es ist immer seine Entscheidung welches Ziel er wählt. Hypnose ist Teamarbeit der Klient folgt den Interventionen des Therapeuten und der Therapeut stellt sich auf den Klienten ein.
10. Was macht die Kinder- und Jugendhypnose so besonders?
In der Hypnosetherapie ist alles leicht. Es gibt hier kein Falsch. Die Hypnosetherapie arbeitet ausschließlich stärkend und positiv. Sie fokussiert sich auf das, was ein Mensch für sich erreichen möchte. Die Grundvoraussetzung für jede Veränderung ist, das Bewusstsein über das eigentliche Problem sowie Wunsch und Bereitschaft dieses zu verändern. Hier machen die Kinder und Jugendlichen die Erfahrung, dass sie die Möglichkeit zu ihrer eigenen gewünschten Veränderung in sich selbst haben. Das macht unglaublich stolz und selbstwirksam. Hypnose fühlt sich an wie Fernsehen im Kopf, ist stärkend und hilft bei der emotionalen Entwicklung. In der Kinder- und Jugendhypnose begleiten die Eltern, oder zumindest ein Elternteil das Kind. Auch sie werden in den therapeutischen Prozess eingebunden, indem sie neue Informationen erhalten und bei Bedarf auch Techniken und Tipps für den Umgang zu Hause an die Hand bekommen. Das ist eine schöne Entwicklungsreise für die ganze Familie.




Kommentare